9. April 2024

Lesen durch Schreiben: Ein Lern-Ansatz für Grundschüler

Wenn demnächst Sätze wie „Si libt di Weld“ irgendwo geschrieben stehen, dürfen wir uns nicht wundern. Schuld ist der Lernansatz Lesen durch Schreiben. Die Schüler und Schülerinnen der Grundschule erlernen das Lesen hier nicht durch eine Fibel – so habe ich Lesen und Schreiben gelernt – sondern durch eine Art Lautschrift. Die Kinder sollen und dürfen hierbei soviel wie möglich schreiben und tun dies auf eine individuelle Art: Fehler werden toleriert und nicht korrigiert, die Schüler schreiben die Worte auf, wie sie wahrgenommen werden.

(Grafik: grundschule-nordstetten.de)

Das System Lesen durch Schreiben basiert auf der Idee von Dr. Jürgen Reichen nachdem die Kinder das Lesen und Schreiben anhand einer Anlauttabelle erlernen. Das gemeinsame Lernen von Buchstaben, Wörtern und Sätzen sowie das Vorlesen vor der Klasse entfällt größtenteils. Die Schüler lernen individuell und nach eigenem Ermessen. Sätze wie „Das Farat isd tol.“ sind nach dieser Anlauttabelle nicht falsch sondern der richtige Weg zum Lesen und Schreiben lernen.

Die Wörter entstehen durch das Aneinanderreihen von Lauten. Das Wort Baum wird so beispielsweise in die Laute B, au und m zerlegt. Die einzelnen Laute sind jeweils in der Anlauttabelle gelistet, sodass die Schüler und Schülerinnen das Wort einfach „abmalen“ können und so lesen und schreiben lernen können. Das Prinzip von Dr. Reichen soll die Kinder zudem dazu bewegen, mehr und freiwilliger zu Schreiben, Begriffe zu bilden und den Wortschatz zu erweitern. Es wird gekoppelt mit Wahrnehmungs- und Konzentrationsaufgaben und bildet Brücken zur Mathematik.

Seit einigen Jahren darf jede Grundschule in Deutschland das Prinzip Lesen durch Schreiben anwenden. Und obwohl zahlreiche Pädagogen und Erzieher von der Methode überzeugt sind, teilen nicht alle Eltern diese Meinung. Zahlreiche Eltern berichten von Kindern, die auch in höheren Klassen und nach der Grundschule Probleme beim Lesen und Schreiben haben. Am vergangenen Sonntag berichtete Planetopia vom Lesen durch Schreiben-Prinzip (hier findet ihr auch den kompletten TV-Beitrag). Das im Beitrag gezogene Resumée war ebenfalls nicht sonderlich positiv. Hektik und Lautstärke in der Klasse – klar, jedes Kind lernt ja für sich. Und auch die Expertenmeinung war eindeutig: die Kinder die nach der Lesen durch Schreiben-Methode unterrichtet werden haben später deutliche Defizite sowie Probleme, Textaufgaben im Mathematikunterricht zu verstehen oder beispielsweise dem Sachkundeunterricht folgen zu können.

Zwar habe ich in Oldenburg nun auf die Schnelle keine Grundschule ausmachen können, welche die oben beschriebene Methode anwendet, allerdings wird dies bei der Schulwahl meines Sohnes durchaus eine Rolle spielen. Denn ich vertraue da irgendwie doch dem Fibel-System.

Was haltet ihr von Lesen durch Schreiben? Kanntet ihr das Prinzip? Seht ihr das als fähige Alternative zu herkömmlichen Lernstrategien?

Hauke

Ich bin Hauke. Blogger, Texter, Papa. Ich blogge hauptsächlich hier auf tagestexte.de. Zudem findet man mich auf Facebook, Twitter und Instagram.

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